Passend zum sonstigen Fuhrpark, der zum damaligen Zeitpunkt vornehmlich aus veraltetem Schrott besteht (hat sich mittlerweile nur teilweise geändert), hatte ich im Herbst 2003 ein farblich passendes Glanzstück aus dem Hause Honda zum Reisen, Alltagsfahren und Herbrennen gekauft - diese wundervolle Honda NX 650, Bj. '90 mit ca. 33000km in ordentlichem, gut gepflegtem Zustand.
Der Grund der Anschaffung für die Dominator war, daß ich die letzten
zwei großen Frühjahrsurlaube in Andalusien zum Teil damit verbracht
habe, mich fürchterlich darüber zu ärgern, daß kein brauchbares
Leihmotorrad zu einem aktzeptablen Preis zu finden war. Deswegen sollte
die Domi das nächste mal, wenn alles irgendwie klappt, mit dem
Autoreisezug bis Narbonne kutschiert werden, um den Rest der Strecke
auf eigenen Gummihufen zurückzulegen.
Zwischenzeitlich
kamen noch der letzte in der Republik
aufzutreibende Seitengepäckträger für einer RD02, Bj. 90 sowie
Givi 36-Liter Koffer dazu. Für die große Tour durch Spanien im Jahre
2005 gab es zudem einen 23Liter-Tank von Acerbis.
Der Tank war schon etwas betagt und hat Benzindämpfe riechbar ausgeatmet, in der spanischen Weite ist es aber ein beruhigendes Gefühl theoretisch knapp 400km bis zur nächsten Tanke zurücklegen zu können. Der Herbrennator verbraucht um die 5,5 Liter /100km und es ist ihm dabei relativ gleichgültig, ob es gerade heiß her geht oder eher gemütliches Touren angesagt ist.
Bei ebay habe ich mir später einen zweiten Satz Räder für insgesamt 76€ inklusive Versand besorgt, den ich mittels Bridgestone BT 45, Stahlflex-Bremsleitung und einer großen Bremsscheibe samt Adapter zum "low budget Supermoto-Umbausatz" definiert habe.
Zusammen mit der ultimativen Ausbaustufe des Tunings, nämlich Aufklebern im Zebra-Design, verwandelt sich der Reisenator in eine schlagkräftige understatement-Waffe für die Hatz durch Dolomiten und Nebenstraßen des Taunus - den gefürchteten Herbrennator®.
Ein wichtiges weiteres Zubehörteil ist das Ölthermometer, da die Dominator bei Dauervollgas ein thermisches Problem bekommen kann und der Abriss des Ölfilms an der Nockenwellenschmierung zu einem Motorschaden führen kann.
Das passiert aber nur bei Dauervollgas, wenn man das
vermeidet, ist die NX 650 in jeder Hinsicht ein äußerst unkompliziertes
und zuverlässiges Fahrzeug - auch, wenn man die Ölwechselintervalle von
den eigentlich vorgegebenen 3Mm auf 6Mm ausdehnt.
Ich habe
Dauertempi über 120km/h vermieden, bei 120 pendelt sich die
Öltemperatur bei ca. 120° ein. Als Öl sollte man ruhig zähflüssiges,
mineralisches nehmen, ich nutze seit einigen Mm jeweils preiswertes
20W-50, damit verbraucht die Domi deutlich weniger Öl als mit 10-W40
Teilsynthese.
Das Vermeiden von Tempi über 120km/h
bringt allerdings gewisse Nachteile mit sich, wenn man ein paar
hundert Kilometer Auttobahn hinter sich bringen will, da kann es recht
zäh werden.
Umgekehrt führt einen die Honda auf diese Art über Nebenstrecken, wo sie ihre Vorteile ausspielt und zum Genuss wird.
Beim Fahren auf kurvigen Straßen ist die Dominator nämlich ein hundertprozentiger Spaßbringer und der Unterschied zu viel teureren, moderneren Maschinen ist in den Dolomiten erstaunlich gering! Insbesondere das superhandliche Fahrwerk (90/120er Bereifung) mit sehr kleinem Wendekreis und einer für eine Enduro recht bissige vordere Bremse sind klare Pluspunkte. Ein wirklich feines Teil für unkomplizierten Fahrspaß!
Auch vor mittelschwerem Geläde und kleinen Sprüngen muss man mit der Dominator nicht zurückscheuen, das kann sie alles hervorragend und sorgt für große Flexibilität beim Reisen!
Die angesprochenen Bridgstone
BT 45 sind erste Wahl, wenn es um kompromisslosen maximalen Grip geht.
Die BT 45 halten allerdings maximal 4Mm am Hinterrad, haben ein etwas
träges Einlenkverhalten und sind relativ teuer. Auf Schotter sind sie
so hilflos wie ein reiner Straßenreifen nunmal ist., Bremskräfte und
Seitenführung werden kaum übertragen.
Im Normalfall auf Asphalt auch beeindruckend griffig, sehr handlich, im Regen super und auch auf Schotter mit brauchbaren Ansätzen sind die Michelin Anakee. Hier düfte auch die Laufleistung auf gutem Niveau liegen - dazu kann ich noch nichts endgültiges sagen, da der Satz Anakees bei mir erst seit 2Mm montiert ist. In der Zeit hat er aber sehr wenig Profil verloren.
Die Erstbereifung, Bridgestone TW41/42, hatte ich auf der 4Mm Spanien-Tour montiert und der Hinterreifen war danach auch kurz vorm Ende. Die Trailwings sind grundsätzlich ok, bieten akzeptable Haftung auf Asphalt, sind den viel moderneren Anakees aber in jeder Hinsicht unterlegen. Deswegen gibt es eigentlich keinen Grund, diese etwas in die Jahre gekommenen Gummis zu fahren.